Es gibt Orte, die haben etwas Besonderes. Dieser vorläufige Endpunkt der E75 ist so ein Ort. Doch der Reihe nach.
Die A1, so nennt man hier den Streckenabschnitt der E75, führt mich bis nach Danzig. Kurz davor endet sie, zerfasert sich in E28, S6, E77, S7, schließlich E75 und einige mehr. Plötzlich lauft meine Europastrasse im Stil einer Nebenstrasse weiter. Natürlich folge ich ihr.
Direkt ins Zentrum, vorbei an Bahnhof und Altstadt führt sie zum Hafen. Sie ‘betritt’ erneut geschichtsträchtiges Pflaster, die ehemalige Lenin Werft, wo 1980 die Solidarność gegründet wurde (Filmtipp: Strajk, die Heldin von Danzig – Volker Schlöndorff).
Endlos lange gerade Strassen, Kräne, überall Rohrleitungen, Schienen, Zäune, Stacheldraht, Schornsteine. Schließlich macht die E75 eine Schleife, auf ihr sind Strassenbahnschienen verlegt. Ein Zeitsprung, Backsteinbauten. Noch eine Haarnadelkurve, ein Flugdach überspannt die Strasse, ein Rollgitter sperrt sie ab. Hier ist der Endpunkt des Asphalts, Beginn des Seeweges, der in dieser Form nicht mehr geführt wird.
Ich erreiche diesen Punkt in der Abenddämmerung. Es herrscht eine Ruhe und ein Frieden hier, wie ich auf dieser Fahrt schon lange nicht mehr erlebt habe. Fast scheint mir hier ein Kraftpunkt zu sein. Ein paar Fischer gehen ihrem Handwerk nach, ein paar Zuseher rundherum. Die Qualität des Schweigens liegt in der Luft. Draußen, in der Ferne, ein paar Schiffe. Vögel, meist Möwen. Ihre leisen Laute, Meerrauschen. Hier her zu kommen ist kein spontaner Akt. Und doch gibt es ein paar Eingeweihte, die diesen Punkt besuchen, diesen Übergangspunkt der E75.