Athen an der E75

Athen an der E75
Typisch griechische Landschaft
Piräus
Frühe Ankunft. Ich mache mich auf die Suche nach dem geräumten Flüchtlingslager ‘an der Hafenmauer’ wie ich gelesen habe. Natürlich stehen noch Zelte hier. Es ist nicht geräumt, obwohl es so berichtet wurde. Sieben Uhr früh. Alles ruht. Ein paar Leute sieht man doch. Ein grosser Hafenparkplatz mit Bodenmarkierungen, Betonblöcken. Diese versuchen eine Struktur vorzugeben. Rundgang. Die Zelte. Ich schätze 100. Daneben ein Asphaltplatz mit zwei gezimmerten Toren, Netze aus einem orangem Geflecht. Gut gemacht. Fussball. Doch noch herrscht Ruhe.
Ein paar Caravans stehen da. Für Hilfsmaßnahmen. Auf einem klebt ein Zettel ‘Doctor’. Es wirkt organisiert, jedoch sind die Mittel bescheiden. Entlang der Halle mobile WCs, rund zwanzig. Nun sehe ich das Hallentor. Dahinter, eine ganze Lagerhalle voller Zelte, voller voller Zelte. Ein paar Stimmen, noch herrscht Morgenruhe. Strenger Geruch liegt in der Luft. Eine Informationstafel, beklebt mit Zetteln. Hier kann man erfahren, wie es weitergehen kann. Wohin – oder auch nicht. Auf arabisch, auf farsi, auf englisch. Die Sonne geht auf. Die Zelte im Freien sind ab nun der Hitze ausgesetzt.
Dann spreche ich mit einem Flüchtling, seit wann er in diesem Lager sei. Seit 2 Monaten – too long. Er will weiter nach Italien, seine Familie ist dort. Er kennt die Route. Noch sitzt er hier. Ich rede mit einem freiwilligen Helfer, einem jungen Rumänen. We help with Food, Chai and Love. That’s what we can do. Dann arbeitet er weiter.
Es ist eines von zwei Flüchtlingslagern hier in Piräus. Das eine mit rund 1.000 Flüchtlingen, das andere mit über 5.000. Es gibt Hilfe, aber es sind keine staatlich eingerichteten Lager.
In was für ein Europa fahre ich eigentlich?
Die Idee zu diesem Projekt hatte ich schon vor mehreren Jahren. Als mir bewusst wurde, wie umfangreich das Netz der Europastrassen ist, als ich auch in Asien auf Europastrassen stiess, als mir klar wurde, wie unklar mir und vielen Anderen die Idee dahinter ist, da entschloss ich mich, eine dieser Strassen von A bis Z entlangzufahren. The Map is not the Territory. Hier erfahre ich was über unseren Kontinent, über uns.
Vardø erregt meine Aufmerksamkeit. Ein Dorf am Ende der Welt. So zumindest sehe ich es aus meiner Perspektive. Ich gebe zu, ich nehme die Welt oft als Scheibe wahr. Doch an genau dieses Ende führt eine Europastrasse. Wieso? Am anderen Ende: Sitia auf Kreta. Das dürfte etwas bekannter sein, mir sagt es zunächst auch nichts. Wenn schon nicht das Ende der Welt, das Ende Europas jedenfalls.
Also wird die E75 Europastrasse meiner Wahl. Mich begeistert, dass sie von Nord nach Süd von Süd nach Nord den gesamten Kontinent durchquert, soviele Kulturen unserer Kultur berührt. Sitia, einer der südlichsten Punkte Europas. Südlicher als die Meerenge von Gibraltar, südlicher als Sizilien. Vardø hingegen ein gutes Stück nördlich des Polarkreises Weiterlesen
Auf Richtung Polarkreis
Auf nach Vardø, auf zum Polarkreis und zum Eismeer. Es geht los. Jetzt!
Die Behörde klärt
Bin bei der Hafenbehörde gewesen um mehr über Startpunkt und Route zu erfahren. Nach einigen Diskussionen ist es klar: Wahrscheinlich lauft die E75 rund um den Flughafen. Zur Sicherheit werde ich aber beide Routen befahren, damit ich nicht gleich zu Beginn falsch einfädle. Ich muss dazu sagen, das ‘Wahrscheinlich’ kommt von mir. Die Hafenbehörde, die auch die Polizei kontaktiert hat, ist sich ziemlich sicher. Mehr dazu noch später. Meine Frage: Wo ist das alles festgelegt? Glauben tun wir Google, aber Google ist nur Information aus zweiter Hand, das sollte uns bewusst sein.
Mir wird bewusst: Die E75 ist etwas, wie alle anderen Europastrassen auch, Dynamisches. Sie verändern sich ständig – das überrascht mich ein wenig.

Wahrscheinlicher Startpunkt der E75: Beim Schranken.
Wo beginnt sie eigentlich?
[for english readers: translations will follow soon, please scroll down to find some english postings]
Heute sind die ersten schwerwiegenden Probleme aufgetaucht. Wo beginnt die E75 und wie verlauft sie??? Ich befrage openstreetmap.org, here.com und natürlich auch google maps. Drei Mapping Dienste – 3 Antworten. Einmal lauft sie durch den Ort, einmal rund um den Flughafen, ein drittes Mal ist die ganze Schleife E75. Was tun? Wird mein Projekt schon in Sitia scheitern :-//

Wann immer du die Karten befragst: Sie erzählen nur, was passieren kann, wenn du dich dem Schicksal blind ergibst (tarotwissen.de).
Gedruckte Landkarten sind hier übrigens keine mehr zu bekommen.
Ankunft
Gestern, bei meiner Ankunft in Sitia, als ich die Strasse hereinkam, nach rund 2.500 km Reise, hatte ich das Gefühl, ich habe mein Ziel erreicht. Bis mir schliesslich bewusst wurde, dass ich gerade einmal meinen Startpunkt erreicht habe. Palmen überall, von hier nun fast ans Nordkap :-//
How to put a car on a boat
How to put a car on a boat in order to reach the E75.