Rubrik: Europastrasse

Bewegung als Prinzip

Das E75 Projekt hat natürlich ein paar konzeptuelle Eckpunkte. Diese sind denkbar einfach. In einem Satz zusammengefasst: Ich möchte mehr über die Europastrasse an sich wissen, daher folge ich einer dieser Strassen von Anfang bis Ende, im Schnitt nicht ganz 100 km pro Tag. Fertig.

prinzipBewegung

Bewegen auf der Europastrasse

Ein so einfacher Ansatz erzeugt dann komplexe Zusammenhänge. Es macht etwas mit mir, ständig in Bewegung zu sein. Man sieht etwas. Wenn man es reflektiert ist man bereits woanders. Einfach gesagt, wenn ich hier in Ungarn noch Oliven esse, die ich eben erst in Griechenland gekauft habe, Dinar in meiner Geldtasche habe, statt Forint und bereits darüber nachdenke, ob die Slowakei Euro hat oder nicht, dann merkt man, man ist erbarmungslos in Bewegung.

Wie oft würde ich gerne in den Touristenmodus hinüberwechseln, irgendwo länger verweilen, mich von einer Muse kitzeln lassen (die in Griechenland zu Hause sind), doch das Weiterlesen

Video killed the radiostar

An einer ungarischen Autobahnstation steige ich aus. Ich habe noch keinen ganzen Schritt gemacht, zähle ich bereits 11 Überwachungskameras. Weiters ist jede Autobahnauffahrt mit mehreren Kameras überwacht. Dazu kommen jene zum Überwachen der Autobahnmaut. An der Grenze gibt man sein Kennzeichen an, dieses wird laufend per Mustererkennung mit einer zentralen Datenbank abgeglichen, um zu sehen wer bezahlt hat und wer nicht.

In diesem Land haben sie mehr Bilder von mir gemacht als ich von ihnen! Das beeindruckt mich.

M wie Motel

Motel02

Motels. Das ist der Inbegriff der Modernität. Hier steht das Auto im Mittelpunkt. Hier ist man in der Gegenwart, auf der Höhe der Zeit. Man kommt von seiner Tagesreise, schüttelt sich die Erschöpfung ab, oder duscht sie sich im gemieteten Zimmer vom Körper. Zentrum für eine Nacht, dann ist man wieder woanders.

Motels sind etwas Multifunktionales. Das Auto steht im Mittelpunkt, so sind sie angelegt. Das Wort selbst eine Synthese aus Motor und Hotel. Der Motor steht an erster Stelle. Dann erst kommt das Hotel. Dazu gehört noch das Restaurant – den Blick immer zum Parkplatz ausgerichtet und Richtung Weiterlesen

Übrigens, wer sind WIR eigentlich?

Es geht mir bei dieser Reise entlang der E75 darum, uns als Gesellschaft zu reflektieren, weil es mir überhaupt in meiner Arbeit wichtig ist, uns als Gesellschaft zu reflektieren. Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte, daher bin ich Fotograf geworden. Was aber will ich mit meiner Fotografie? Diese Frage stellt sich jedem, der einen Auslöser drückt, sobald er das erste Mal seine Bilder einer Öffentlichkeit präsentiert. Auch der Auslöser der Smartphonekamera stellt diese Frage. Facebook ist Öffentlichkeit, selbst die Pinnwand in der Küche oder Büro sind Öffentlichkeit.

Man muss die Frage, was man mit seiner Fotografie will, nicht explizit beantworten. Doch implizit hat man sie mit dem Bild auf der Pinnwand, mit dem ersten Posting im Netz oder mit der ersten Ausstellung beantwortet. Möchte ich zeigen, dass ich meine Kamera beherrsche, ein toller Fotograf bin? Möchte ich zeigen, was ich ständig Tolles erlebe, zeige ich…

Die Liste der Ansätze ist unendlich lang, die persönliche Antwort eine Überlagerung dieser Möglichkeiten. Auch ich gab die Antwort implizit durch meine ersten Publikationen, um mir erst langsam darüber bewusst zu werden, wo mein Ansatz liegt. Klar wurde mir, ich verfüge über eine sehr gute Beobachtungsgabe, will uns als Gesellschaft beobachten und diese Beobachtungen mit Euch teilen.

Aus der Serie WIR-Dramaturgie des sozialen Lebens

Aus der Serie WIR – Dramaturgie des sozialen Lebens

Was machen die Leute auf diesem Bild? Die Szene ist nicht gestellt. So eigenartig Weiterlesen

Heisses Brot

Hotel Hamburg, wieder einmal ein Zimmer, herrlich. Doch im Hotel Hamburg wird kein Deutsch gesprochen. Ich selbst spreche rund acht Worte serbisch, der Kellner ebensoviel Englisch. Kommunikation als Herausforderung, als kreativer Akt. Doch wir kommen zurecht. Als ich nach mehreren Versuchen ‘Hot Bread’ bestelle, also heisses Brot, bekomme ich schliesslich doch noch meinen Toast.

porkSalami

Wohin führt uns die E75

Nachtrag zu Griechenland: Das Bild aus dem Post “Ernährung entlang der E75” weiter unten, steht natürlich ganz im Gegensatz zu meinem inneren Bild der griechischen Lebensart. Doch es ist natürlich eine Realität. Ich erfahre auch ein ganz anderes Griechenland.

In den Lokalen hat man pure Freude daran, dem Gast etwas Gutes zu servieren. Da geht es nicht nur um das Geschäft, sondern eben um die Freude. Gestern zum Beispiel brachte mir der Wirt die Speisekarte um sie dann erst gar nicht auf den Tisch zu legen. Hier ist es Brauch, so seine Einleitung, dass… Entsprechend glücklich verlasse ich um einiges später das Lokal.

Dann wieder der Supermarkt: Sitia, in meinem Scheibenmodell “Ende der Welt”, wo ich das Ernährungs-Bild aufgenommen habe: Die Pistazien, ein zutiefst griechisches Produkt, sind aus Kalifornien, die Walnüsse aus Deutschland. Bei den Oliven hab’ ich mir dann nicht mehr schauen getraut. Langsam aber sicher wird mir die Notwendigkeit der Europastrasse nach Sitia klar.

Zeitsprünge

Alexander Highway

Eingangsstatement an der mazedonischen Grenze

Nun bin ich also im nächsten Land angekommen, durch das die E75 führt. Erneut geschichtsträchtiges Pflaster, über welches ich mich hier bewege. Interessant finde ich die Übersetzungen auf dem Schild zueinander.

Benutzte Alexander der Grosse die E75 tatsächlich? In seinem Zusammenhang ist jedenfalls die historische Region Makedonien zu verstehen. Diese umfasste neben dem heutigen Mazedonien auch das nördliche Griechenland, Teile Bulgariens sowie einen sehr kleinen Teil Albaniens. Langsam wird klar warum die Trademark Mazedonien so wertvoll ist. Vom historischen Makedonien wiederum ging die Hellenisierung aus. Alexander der Grosse hatte gute Strassen zur Verfügung.

Übrigens habe ich gestern noch einen anderen Zeitsprung gemacht, bin nun in der mitteleuropäischen Zeitzone angekommen und nicht mehr in der osteuropäischen unterwegs. So ist es in Zentraleuropa. Es wird noch weitere Zeitsprünge geben!

Catena Mundi

Das Ende der Welt mitten an der Europastrasse. Die E75 hat also viele Enden! Was mathematisch gesehen für eine Linie, die eine jede Strasse nun einmal ist, extrem bemerkenswert ist. Aber hier erzähle ich vom ‘Catena Mundi’, dem Ende der Welt. So sagten zumindest die Römer zu Weiterlesen