Eine Stadt von der ich immer nur einen Teil zeigen kann, in seiner Ganzheit unbegreiflich und doch aus einem sehr präzisen Gedanken entstanden. Gebaut am Stadtrand von Rom zählt Corviale mehr als 8.000 Einwohner – in einem einzigen Gebäude.
Die Geschichte beginnt mit einem Idyll. Wie so oft trügt das Idyll. Etwas Geheimnisvolles verbirgt sich am Horizont, etwas Großes, etwas so Riesiges, dass es den Bildrahmen sprengt. Nun haben die Hügel der römischen Campagna schon vor mehr als zweitau- send Jahren ihre natürliche Unschuld verloren, als die Römer sie mit Aquädukten durchzogen, sie mit Villen und Gutshöfen besiedelten und für den Ressourcenhunger der Metropole nutzbar machten, schreibt Angelika Fitz im Buch corivale.
Was aber hier am Horizont wartet, weich gezeichnet durch das Grün der Bäume, gleicht einer Fata Morgana. Es ist die Spiegelung einer gigantischen Stadtmaschine.
Im fotografischen Vexierbild erwacht die Erinnerung an das historische Versprechen dieser Maschine. Eine lückenlos durchgeplante Struktur von einem Kilometer Länge sollte beweisen, dass man die Stadt neu erfinden kann, dass Architekten eine funktionierende Stadt in einem Guss planen können und diese genauso gut ist, wie eine gewachsene Stadt, wenn nicht sogar besser. Das war einmal die große Erzählung des Corviale, bevor das Gebäude sein Eigenleben entfaltete.